ISIA News, Mai 2010

Kongress und Delegiertenversammlung Aviemore, 11.-15. Mai 2010

Ich hoffe, dass alle trotz Flugschwierigkeiten gut nach Hause gekommen sind. Der BASI und dem ISIA Sekretariat danke ich für die super Organisation des Kongresses, der Delegiertenversammlung und des
Rahmenprogramms. Bravo und nochmals herzlichen Dank!

Mein Dank geht auch an alle Nationen und Gäste, welche sich die Zeit genommen haben, am Anlass teilzunehmen.

Stolz bin ich auf die offenen Auseinandersetzungen die wir während dem Kongress und der Delegiertenversammlung hatten und dass die Voten, wenn zum Teil auch hart aber fair geblieben sind.

Es folgt nun eine kleine Zusammenfassung des Geschehens, insbesondere für diejenigen Mitglieder, die nicht am Anlass teilgenommen haben.


Kongress

Interski Programm

Das Detailprogramm für den Interskikongress wurde den Anwesenden vorgestellt. Insbesondere wurde auf die Strukturänderungen eingegangen.
Neu am Kongress sollen nicht mehr so viele Kleinvorträge gehalten werden. Im Zentrum des Kongresses stehen folgende Hauptthemen:
Schneesport…
– und pädagogische Aspekte/Entwicklungen
– in der Lebensspanne
– und Emotionen
– und soziales Umfeld und Integration.
Auch die Workshops sollen sich mit diesen Themen auseinandersetzen um schlussendlich pro Thema eine Botschaft herausgeben.

Botschafter
Mit dem Botschafter für den Schneesport soll jede Nation eine Persönlichkeit melden, die im Lande für
die Schneesportpromotion steht und die dann in St. Anton geehrt wird.

Shows
An den abendlichen Shows soll die Freude am Schneesport zelebriert werden.

Diskussionsplattform
Das Programm soll auch Freiräume haben, um ungezwungen Diskussionen führen zu können und zu networken.

Medienarbeit / Marketing
Interski soll nachhaltiger werden. Daher hat Interski externe Unterstützung geholt, die unsere Arbeiten kommunizieren und den Schneesport promovieren soll.

Weitere Infos zum Interski
Auf der Webseite www.isia.ski kann das Detailprogramm nachgelesen werden.


ISIA Geschichte

Hier ein kurzer Abriss der ISIA Geschichte:
In den 50-iger Jahren ist der Interski gegründet worden. Ziel war es eine Plattform zu bieten um die Skitechnik der einzelnen Nationen gegenüber zu stellen und sie gemeinsam zu entwickeln. Dazu kamen dann auch pädagogische Fragen die diskutiert wurden.

Die ersten Kongresse Lech – Davos – Val d’Isère wurden im 2-Jahres Rhythmus durchgeführt. Erst durch die Gründung der Fachverbände ISIA-IVSI-IVSS wurde der 4 Jahres Rhythmus ab 1971 eingeführt.

Die ISIA wurde 1972 durch die Skilehrerverbände der Alpenländer (Frankreich, Österreich, Italien und Schweiz) gegründet um die Interessen der Berufsskilehrer (kommerzieller Unterricht) zu fördern.

Unter anderem stand die ISIA auch für die gegenseitige Hilfe bei beruflichen Aufenthalten im Ausland. Vielen Lehrern wurde so die Gelegenheit geboten, das Wissen in die ganze Welt zu verbreiten.

Die ISIA hat regelmässig Kongresse für den kommerziellen Skiunterricht durchgeführt, die Sicherheit auf und neben der Piste behandelt, Workshops über die Methodik und Technik gehalten wie auch die Weltmeisterschaften der Berufsskilehrer durchgeführt. Fortlaufend hat man in der ISIA neue Nationen aufgenommen, teils auch ohne deren Ausbildung detailliert zu kontrollieren.

1992 hat sich die ISIA bei der EU in Bruxelles für die Berufsstandardisierung akkreditiert. Die Delegiertenversammlung des Jahres 2000 in Sierra Nevada/Spanien hat sich für eine Minimumstandardausbildung zur Erlangung oder Beibehaltung der Mitgliedschaft ausgesprochen. Parallel dazu haben aber, ohne ISIA darüber zu interpellieren, neun Nationen für den Eurotest den sogenannten Lyoner Vertrag unterzeichnet, was die Umsetzung des beschlossenen ISIA-Standards blockierte.

Im 2008 wurde die Vereinigung FEMPS (Federation Europeen Moniteurs Professionels du Ski) durch SNMSF – Frankreich, ÖSSV – Österreich und ColNaz – Italien gegründet. Im Moment ist, nach eigenen Angaben, auch noch Belgien als einziges weiteres Mitglied dazu gekommen.

In Jesolo 2008 haben die Delegierten die Minimumstandardausbildung von 2000/Sierra Nevada ausgebaut und die zwei Ausbildungsstandards der ISIA eingeführt: den Minimumstandard mit ISIA Marken Abschluss und den Minimumstandard mit ISIA Card, mit zusätzlichem Sicherheitsmodul (Fahren abseits der gesicherten Pisten) sowie dem Techniktest mit dem Riesenslalom auf Zeit. (Basis 50 FIS Punkte + 12,5% Männer, 17,5 % Frauen).

Dazu kam der Beschluss, eine internationale Datenbank aufzubauen die in einer ersten Phase die Lehrer mit der ISIA Card und in einer zweiten Phase die Lehrer mit der Berechtigung für die ISIA Marke registriert.

STAND DER ARBEITEN NACH DER 2-JÄHRIGEN ÜBERGANGSFRIST FÜR DIE UMSETZUNG DER REGLEMENTE:

Die Ausbildungspyramide

Am Interskikongress in Jong Pyong (Korea) 2007 wurde die ISIA Ausbildungspyramide vorgestellt. Ziel war es in den verschiedensten Ausbildungen mit den vielen Berufsbezeichnungen eine einheitliche
Struktur herzustellen. Die drei Stufen heißen:
1. Verbandskilehrer (Einführungskurse, Kinderlehrer, Praktikanten)
2. ISIA Marke. Diese Lehrer erfüllen die erste Stufe des ISIA-Minimumstandards und sind
berechtigt die ISIA Marke zu erhalten.
3. ISIA Card setzt den Minimumstandard für die Marke voraus und fordert eine vertiefte Ausbildung sowie das Bestehen des ISIA Tests (Riesenslalom) auf Zeit sowie des Sicherheitstests für das Führen von Gästen abseits der markierten und gesicherten Pisten. (keine Gletscher Durchquerungen und Klettertouren)

Warum diese Einstufungen?
Zurzeit hat die ISIA 38 Mitgliedernationen mit ca. 238 verschiedenen „Berufsbezeichnungen“. Durch die Einstufung in Verbandslehrer, ISIA Marken- und ISIA Card-Abschluss soll ein Vergleich der Ausbildung,
respektive die Einstufung ins eigene System vereinfacht werden. Dies hat mit der gegenseitigen Berufsanerkennung noch nichts zu tun.

In Zukunft sollen in der ISIA nur noch Berufsskilehrerverbände stimmberechtigt vertreten sein, die in ihrer jeweiligen Landes-Ausbildung mindestens den Status der ISIA-Marke erfüllen. Die anderen Länder
können an den Tätigkeiten der ISIA teilnehmen, aber nur mit dem Status als „Beobachter“. Sie erhalten keine Marken bis sie nicht den Minimumstandard erfüllt haben. Diese Regel gilt für die Aufnahme neuer
Mitglieder aber auch für die Beibehaltung der Mitgliedschaft der aktuellen Mitglieder.

Schneesportlehrer mit einem Abschluss auf Niveau der ISIA Card gelten als höchstqualifizierte Lehrer mit einer ISIA Qualitätszertifizierung, welche, sofern es die Gesetze des jeweiligen Landes erlauben, in
der Lage sind, selbständig auf und neben den gesicherten Pisten zu unterrichten.

Wie steht es mit der gegenseitigen Anerkennung?
Die Diskussion in Avemore hat klar gezeigt, dass die Ausbildungsphilosophien in den Ländern und Kontinenten sehr verschieden sind. So hat uns der Vertreter der Amerikanischen Skilehrer gesagt, für
sie sei der beste Lehrer jener, der die Gäste begeistern kann und neue Buchungen bringe und nicht derjenige, der schnell einen Riesenslalom fährt. Argentinien ist hingegen interessiert, dass ihre Lehrer
dem Europäischen Standard angepasst sind, damit sie im Winter hier in Europa arbeiten können. In Europa will man eine freie Zirkulation nur zulassen, wenn eine hohe technische Qualität garantiert ist.

Wir kennen die kontroversen Meinungen, ob dieses geforderte hohe Qualitätsniveau durch das Bestehen eines Eurotestes gewährleistet werden kann und inwieweit ein Eurotest sinnvoll, angemessen
und geeignet sein kann um die Qualität eines Skilehrers zu messen, zumal die Ergebnisse dieses Tests von allzu vielen Zufällen abhängig sind.

Warum gibt es Probleme mit der gegenseitigen Anerkennung?
Die Voraussetzungen für eine berufliche Anerkennung sind in den einzelnen Ländern ganz verschieden. Es kommt einmal darauf an, ob in einem Land die Ausbildung und die Ausübung des Berufes eines Skioder
Schneesportlehrers reglementiert ist oder nicht. Es gibt Länder, wo die Tätigkeit zentral für das ganze Land (F) geregelt ist oder Länder wo die Ausbildung nicht national sondern in jedem einzelnen
Verwaltungsbezirk, wie Kanton, Region, Provinz oder Land (A, I, CH) geregelt ist. In Deutschland hat der Staat Bayern die Aufsicht über die staatliche Ausbildung aller Berufslehrer in Deutschland und es
gäbe noch viele andere Beispiele.

In vielen Ländern gibt es überhaupt keine spezifischen Gesetze, weder für die Ausbildung noch für die Ausübung des Berufes.

Dazu kommt, dass nicht alle Länder die selbst Ski- oder Schneesportlehrer ausbilden, diese auch in ihrem eigenen Land einsetzen können, da ihnen nämlich die Berge und der Schnee fehlen. Dass da
Konkurrenzprobleme entstehen, ist wohl klar. Anderseits sind wir aber alle angewiesen, dass der Schneesport weltweit verbreitet werden soll und dass möglichst viele Leute früh mit dem Wintersport in
Kontakt kommen und dann dem Schneesport auch treu bleiben. Die Verdienste des „Flachland-Skilehrers“, der seine Gäste in einer schneelosen Umgebung für den Skisport begeistern muss, um sie
dann auf die Pisten zu bringen, sind sicher genau so hoch einzuschätzen wie jene des „Alpenskilehrers“, der sich seine Skier vor der eigenen Haustüre anschnallen kann.

Gibt es diese Probleme auch bei anderen Berufen?
Diese Frage kann eindeutig mit ja beantwortet werden. Die ISIA wurde im Januar 2010 mit vielen anderen Berufsgattungen wie Juristen, Architekten, Bergführern, Medizinalberufen und vielen anderen
nach Brüssel eingeladen um über die Berufsanerkennungen informiert zu werden und zu diskutieren. Zurzeit scheint das ganze Gefüge noch sehr theoretisch zu sein. Nur eine überzeugte Kooperation und
konstruktive Lösungsansätze können die vielen Individualinteressen zu einer gemeinsamen Lösung bündeln. Bis heute hat es noch kein Beruf geschafft eine anerkannte gemeinsame Berufsplattform auf
europäischer Ebene zu installieren. Warum sollten nicht die Skilehrer die ersten sein?

Daten Bank
In mühseliger Arbeit wurden die verschiedenen Ausbildungen der 38 Mitgliedernationen aufgenommen.

Insgesamt gibt es ca. 240 verschiedene Titel und Berufsstandards. Dies alleine zeigt, dass das zwei Stufenmodell der ISIA sehr nützlich für die Einstufung der verschiedensten Ausbildungen ist.
Bis jetzt sind ca. 12‘000 Lehrer aus 8 Nationen registriert.

Die Nationen die jetzt schon berechtigt sind ihren Mitgliedern die ISIA Card auszustellen, sollen, sofern sie es nicht schon getan haben, die Daten ihrer Schneesportlehrer an Mario Fabretto, unter
isiadb@conecta.it übermitteln. (Argentinien, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Japan, Grossbritannien, Italien, Holland, Österreich und Spanien). Dazu kommen jene Verbände, die bereits
die Standardkontrolle mit positiver Bewertung abgeschlossen haben.

In einem 2. Schritt werden dann auch die Lehrer mit ISIA-Marken Standard registriert.


Die Delegiertenversammlung

Nachdem wir am Morgen intensiv diskutiert und meines Erachtens offen miteinander gesprochen haben, waren alle auf den Ablauf der Delegiertenversammlung gespannt.

Hier nur ganz kurz eine Zusammenfassung:

Die Berichte Präsident, Marketing, Ausbildung und juristische Kommission wurden besprochen und diskutiert. Die Jahresrechnung wurde genehmigt und dem Präsidium und den Organen Decharge erteilt.
Die Mitgliederbeiträge wurden nicht erhöht. Das Budget wurde zurückgewiesen. Zum vorgelegten Budgetverlust von CHF 50‘000. — soll ein konkreter Arbeitsplan geliefert werden.

KSIA von Korea ist als „Beobachter“ in ISIA aufgenommen worden.

Das Präsidium hat den auf der Tagesordnung stehenden Antrag „Ausschluss des Mitgliedes SNMFS – Frankreich“ zurück gezogen. Nach langer Diskussion über diesen Punkt, hat Belgien einen neuen
Antrag gestellt, SNMSF-Frankreich aus ISIA auszuschliessen, wobei über diesen Antrag nicht abgestimmt werden konnte, da er an der 2/3 Mehrheit gescheitert ist, welche laut Staut notwendig ist,
um neue Punkte in die Tagesordnung aufzunehmen.

Die nächste Delegiertenversammlung findet am Interskikongress 2011 in St. Anton statt. Für den Kongress 2012 haben wir noch keine Bewerber und über die Vergabe der WM 2013 wird in St. Anton
entschieden werden.

Zusammenfassung
– Das Interskiprogramm mit seinen neuen Strukturen wurde vorgestellt.
– Die Umsetzung der Ausbildungspyramide ist in vollem Gange. Einzelne Ausbildungen wurden besucht, die Kontrollen vorgenommen. Der ISIA Test Technik hat sich bewährt.
– Die Datenbank ist in ihrem Aufbau fortgeschritten. Die Nationen können die Daten melden.
– Über den Rekurs gegen die FEMPS wird ausführlicher im Protokoll der DV berichtet.

Dank
Ich danke allen die sich an der Diskussion und an der Weiterentwicklung unseres Berufs beteiligt haben. Gerne nehme ich weitere Ergänzungen zum Bericht entgegen um die Kommunikation und Diskussion
zu fördern.

International Ski Instructors Association ISIA

Euer Präsident Riet R. Campell & Generalsekretär Dr. Hugo Reider